Jugowice - Hausdorf

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese

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Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen
+ einfach zu erreichen, Eintrittspreis, Öffnungszeiten, gute Informationen auf Polnisch
– Website Informationen vor Ort und Führung nur auf Polnisch

Das Projekt Riese war von Oktober 1943 bis Februar 1945 eins der größten Bergbauprojekte des Deutschen Reiches. Im Eulengebirge in Niederschlesien sollten unterirdische, bombensichere Räume für Hitler, das OKH Oberkommando des Heeres, OKL Oberkommando Luftwaffe, den Reichsführer SS und weitere Dienste entstehen. Gigantisch die Planungen für 20 000 bis 40 000 Personen, die in der 194 232 m² Bunkeranlage Platz finden sollten. Die Produktion von Rüstungsgüter war zum Kriegsende aber wohl der eigentliche Plan. Ich hatte mir Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese im August 2024 angesehen und hoffe die Eindrücke und Erfahrungen sind hilfreich.

Informationen

Die offizielle Website vom Museum ist nur auf Polnisch verfügbar, die Anlage wird sehr ausführlich beschrieben. Es gibt Originalbilder von der Zeit der Arbeiten und aktuelle Bilder des heutigen Zustandes. Die Öffnungszeiten und die Preise sind ebenfalls zu sehen, es gibt ein weiteres Museum „MUZEUM MOLKE“ Ludwikowice, Ulica Fabryczna 37 welches man zum Kombinationseintrittspreis besuchen kann. Die Website zeigt unter „Baza Noclegow“ Hotels und Pensionen in der Nähe, falls man eine Übernachtungsmöglichkeit sucht. Die deutsche Wikipedia Seite beschreibt alle Teile des zum Projekt Riese zusammengefassten Stollensystems.
https://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_Riese

Lage

Der Teil Włodarz - Wolfsberg vom Projekt Riese befindet sich südlich von dem Ort Jugowice, ehemals Hausdorf. Es ist eine bewaldete Region mit dem 811 m hohen Berg Włodarz - Wolfsberg, die Landschaft ist dünn besiedelt und zerklüftet. Die Stadt Jugowice, ehemals Hausdorf befindet sich in Niederschlesien wenige Kilometer südwestlich von Wabrzych - Waldenburg. Die Karte auf Open Street Map hat das Museum als „Riese Kompleks Włodarz“ mit den Gängen der Tunnel eingetragen.
https://www.openstreetmap.org

Anreise

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Einfahrt kostenlosen Parkplatz
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Einfahrt kostenlosen Parkplatz

Die Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, das TomTom Navigationsgerät hatte das Sonderziel „Riese Kompleks-Włodarz“ mit der Anschrift Górna 71, 58-321 Jugowice eingetragen. Die Straße ist eine Sackgasse und man kann schon vor der Einfahrt entlang am Wald parken oder auf dem Gelände vom Museum. Die Anfahrt geht auf engen Landstraßen, das Gelände liegt am Berg in der Natur.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind täglich von 9:00 Uhr – 19:00 Uhr, Kinder unter 3 Jahren und Haustiere ist der Zutritt nicht gestattet.

Preis

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Eintrittskarten, Andenken und Essen
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Eintrittskarten, Andenken und Essen

39,99 PLN Zloty, circa 9,50 €, ich wollte mit meiner gebührenfreien MasterCard® Gold von der Advanzia Bank die keine Gebühren für den Fremdwährungseinsatz berechnet bezahlten aber das Gerät hatte keine GPRS Verbindung aufbauen können. Ich hatte das mit Bargeld bezahlt, die Dame sprach nur Polnisch und gab mit die Eintrittskarte mit der Uhrzeit der Führung, die Wartezeit betrug nur 20 Minuten. Das Gelände ist sehr schön und man kann die Wartezeit problemlos verbringen, die ausgestellten Militärfahrzeuge sind aber NICHT aus der Epoche und werden nicht weiter beschrieben.

Geschichte

Die Geschichte der Anlage ist nicht 100 % klar, 1938 gab es wohl die ersten Planungen hier im Eulengebirge in Niederschlesien ein Führerhauptquartier zu errichten. Der Bau begann im Oktober 1943 mit dem Codenamen Riese, es sollten unterirdische, bombensichere Räume für Hitler, das OKH Oberkommando des Heeres, OKL Oberkommando Luftwaffe, den Reichsführer SS, weitere Dienste und eine riesige unterirdische Industrieanlage entstehen. Die Unterkünfte und Arbeitsräume sollten für 20 000 bis 40 000 Menschen Platz bieten. Der Architekt war Prof. Herbert Rimpel, Klosterstraße 80/82 in Berlin, ausgeführt wurden die Arbeiten von der Schlesischen Industriegemeinschaft und später der Organisation Todt.

Spekulationen

Die Geschichte ist lückenreich und somit gibt es wilde Spekulationen was hier alles geplant wurde und wozu die Anlagen dienen sollten.

– unterirdische Fabriken für Düsenjagdflugzeug Me-262 und Rakete V2
– chemische, biologische oder atomare Laboratorien
– Forschung Senkrechtstarter
– Forschung Anti-Schwerkraftmotor

Die Spekualtionen sind natürlich teilweise begründet, vor Kriegsende wurde vermutlich fast alles vernichtet oder versteckt. Die Rote Armee hatte in Ruhe Zeit die Reste abzutransportieren, aber vielleicht gibt es ja noch unentdeckte Tunnel und Räume....

Führung

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Eingang zur Führung, Ausgabe Helme
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Eingang zur Führung, Ausgabe Helme

Die Führungen beginnen vermutlich stündlich den gesamten Tag, je nach Andrang der Besucher, im August 2024 waren sehr viele Menschen vor Ort. Ich hatte an der Tour um 11:40 Uhr teilgenommen, man bekommt ein hygenisches Kopfnetz und einen Helm und danach geht es zum Eingang des Stollens „Wolfsberg 4“. Einen Plan der Anlage hier vor Ort findet man am Eingang vom Gelände, der ist leider nur auf Polnisch, man sieht aber vier Stollen die sich entlang der kleinen Straße finden.

Video

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Video auf Polnisch
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Video auf Polnisch

Die Führung wurde nur auf Polnisch gemacht, es gab auch schriftlich kein Informationsblatt, auch das Video welches man gleich am Beginn der Tour sehen konnte war nur auf Polnisch.

Stollen

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, nicht fertiggestellte Stollen
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, nicht fertiggestellte Stollen

Es gibt einen „Hauptgang“ und seitliche Nebenstollen die wesentlich niedriger sind. Die Temperatur liegt bei gut 8° bis 10° Celsius, die Luftfeuchtigkeit ist „hoch“. Der Schutzhelm macht Sinn denn manchmal ist es so eng und niedrieg das man sich den Kopf stößt. Die Stollen wurden nicht fertiggestellt und man sieht den Felsen. Das Gestein ist erstarrtes Magma und hat eine hohe Dichte. Die Bearbeitung ist nur mit hohen Aufwand möglich, der Vorteil des harten Steins ist das man im Prinzip keine Abstützung braucht und eine Verkleidung mit Beton ausreicht. Ein Nebengang bietet einen interessanten Blick nach oben, ein 40 m hoher Luftschacht führt senkrecht aus dem Stollen.

Bootsfahrt

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Bootsfahrt in überfluteten Stollen
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Bootsfahrt in überfluteten Stollen

Die Bootsfahrt in den überfluteten Stollen ist ein wirkliches Erlebnis, man hangelt sich am an der Decke montierten Seil entlang. Die Deckenhöhe ist hier noch niedriger und nach vielleicht 50 m endet die Fahrt in der großen Halle. Der Rundgang der Führung hat für jede Gruppe eine andere Richtung, somit sind die Boote immer wieder am richtigen Ort zum Einsteigen bereit.

Halle

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Hallenartiger Stollen
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Hallenartiger Stollen

Die Halle ist circa 80 Meter lang, 15 Meter breit und 10 Meter hoch, sie beeindruckt noch mehr da man gerade mit dem Boot aus dem niedrigen Stollen kommt. Die Führung geht dann über eine Eisentreppe die nach oben geht weiter. Es gibt auf den gesamten Weg der Führung noch Original Eisenbahnschinen, Loren, Werkzeuge und Bretter zu sehen.

Fertiggestellter Raum

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, fertig ausgebauter Raum mit Original Werkzeugen
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, fertig ausgebauter Raum mit Original Werkzeugen

Die Stollen sollten alle mit Beton verkleidet werden, hier ist ein fertig ausgebauter Raum mit Original Werkzeugen am Ende der Führung zu sehen. Der Technikraum hatte ferstig installierte Rohrleitungen an den Wänden. Es war die letzte Station der Tour und sie endete dann nach genau einer Stunde um 12:40 Uhr am Eingang.

Essen und Getränke

Es gibt eine Art Feldküche mit einigen Grillfleisch und kalten Getränken. Die langen Bänke sind regengeschützt und man kann auch ohne Essen eine Pause machen.

Andenken

Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Polen, Andenken wie Kaffeepott oder Nachbildung Stielhandgranate
Włodarz - Wolfsberg Projekt Riese, Jugowice - Hausdorf, Andenken wie Kaffeepott oder Nachbildung Stielhandgranate

Es gibt Andenken wie einen Kaffeepott für 35,– PLN Zloty, ein Band mit Schlüsselanhänger 10– PLN Zloty, einen Karabiner mit Schlüsselanhänger 20,– PLN Zloty, einen Laser Pointer in Form eine Patrone für 18,– PLN Zloty, ein kleines Buch der Anlage und eine Nachbildung der Stielhandgranate 24 die von der Wehrmacht eingesetzt wurde. Das Original hatte ein Gewicht von 480 g, Länge 36 cm und eine Sprengladung von 165 g TNT.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stielhandgranate_24

Daten

Die Daten des gesamten Projekt Riese sind nicht alle dokumentiert oder erhalten, sie sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, hier eine unvollständige Übersicht.

BauzeitOktober 1943 bis Februar 1945
Baugebiet35 Quadratkilometer
Fläche der Anlage194 232 m²
abgebauter Stein2 Millionen m³
Baumaterial Zement275 m³
Anzahl Zwangsarbeiter13 000
Anzahl Todesopfer Zwangsarbeiter5000

Es sind viele unterschiedliche Angaben zu finden, auch die offiziellen Zahlen vom Deutschen Reich kann man nur bedingt glauben, auch dort wurde geschönt.

Kontakt

Telefon +48 74 845 33 42 oder +48 51 110 5505
e–mail cmt@olbrzym.pl

Adresse

Centrum Muzealno-Turystyczne „Olbrzym“
Ulica Górna 71
58-321 Jugowice
Polen

Internet

http://wlodarz.pl

Fazit

Ein riesiges Projekt von dem man hier nur einen kleinen Einblick bekommt, es gibt noch weitere Tunnelanlagen die für Besucher zugänglich sind. Diese Anlage ist empfehlenswert, bis auf das alles nur auf Polnisch ist, keine Informationen auf Englisch oder Deutsch. Einen Besuch kann ich mit dieser Einschränkung aber trotzdem empfehlen, die Recherche nach Informationen ist vielleicht auch nicht schlecht, wie so oft muss man ja viele Quellen bemühen um dann der Wahrheit nahe zu kommen.