Bydgoszcz – Bromberg

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft

zurück Startseite Inhalt
zurück Bydgoszcz – Bromberg
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen
+ Original erhaltene Anlage, sehr gute Ausstellung, Eintrittspreis, kostenloser Parkplatz
– offizielle Website nur auf Polnisch und Englisch, oft keine Informationen auf Englisch vor Ort

Die Alfred Nobel Dynamit Aktien-Gesellschaft kurz DAG oder Dynamit Aktien Gesellschaft Bromberg war von 1939 bis 1945 die zweitgrößte Sprengstoff– und Munitionsfabrik im Dritten Reich. Das „Exploseum“ zeigt einige Original Gebäude des ehemals 23 km² großen Fabrikgeländes, früher gab es im Wald getarnt mehr als 1000 Gebäude, 400 km unterirdische Gänge und 40 km Bahngleise. Ich hatte im Juni 2022 das Museum, die Ausstellungen und das Gelände auf einer selbstgeführten Tour erlebt und hoffe die Eindrücke und Erfahrungen sind hilfreich einen Aufenthalt zu planen.

Informationen

Die offizielle Website des Exploseum ist nur auf Polnisch und Englisch verfügbar, eine deutsche Sprachversion gibt es leider nicht.

Lage

Die Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft befindet sich im heutigen Polen nur gut 9 Kilometer südöstlich vom Zentrum Bydgoszcz – Bromberg. Die Open Street Map zeigt den Haupteingang des Museums auf der Karte an. Das 23 Quadratkilometer große Waldgelände ist zu großen Teilen erhalten, die Ausstellung ist in mehreren Original Gebäuden verteilt. Es wurden im Jahre 2011 acht Gebäude umgebaut, das sind nur 1 % des ursprunglichen Fabrikbereiches, um das Exploseum als Freilichtmusuem mit Ausstellungen als deutsche Industriearchitektur aus dem Zweiten Weltkrieg zugänglich zu machen.
https://www.openstreetmap.org

Anreise

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Exploseum, ul. Alfreda Nobla, 85-174 Bydgoszcz – Bromberg
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Exploseum, ul. Alfreda Nobla, 85-174 Bydgoszcz – Bromberg

Die Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, das Sonderziel „Exploseum“ mit der Anschrift 85-174 Bromberg, Kujawien - Pommern war im Mio™ Spirit 8670 LM Truck Navigationsgerät vorhanden. Wenn man von Zentrum Bydgoszcz – Bromberg zum Exploseum fährt kommt man an einen moderen Lager– Logistikgewerbegebiet vorbei, ab dort ist es mit „Exploseum Fabryka D.A.G“ ausgeschildert. Die Abfahrt in den befestigten Waldweg zur ehemaligen Dynamit Aktien Gesellschaft ist auf der rechten Seite. Die enge Straße führt in den Wald, man biegt später noch einmal links ab und erreicht dann den Eingang vom Museum. Die Parkplätze vor Ort sind kostenlos und zahlreich vorhanden.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr – 18:00 Uhr. Der Rundgang dauert gut zwei Stunden, man sollte also spätestens um 16:00 Uhr vor Ort sein.

Eintritt

17,– PLN Zloty, circa 4,– €, bezahlt hatte ich mit Bargeld.

Rundgang

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Verbindungstunnel zwischen den Gebäuden
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Verbindungstunnel zwischen den Gebäuden

Der selbstgeführte Rundgang beginnt direkt nach dem Kauf der Eintrittskarte, man bekommt eine Kunststoffkarte mit einen RFID Chip, damit öffnet man die Tür zum jeweiligen Abschnitt, es ist nicht möglich wieder in den voherigen Abschnitt zu gehen. Die Tunnel verbinden die meisten Gebäude auf dem Gelände, sie befinden sich direkt unter der Erdoberfläche und boten Schutz vor Entdeckung und dem Winterwetter. Das Fabrikgelände wurde 1939 umzäunt und bis Ende 1944 wurden mehr als 1000 Gebäude, 400 km Straßen und 40 km Eisenbahnstrecken gebaut. Es entstand im Prinzip eine kleine Stadt mit Stromversorgung, Wasser– und Abwasserleitungen, Laboren, Werkstätten, Feuerwehr, Krankenstationen, Verwaltungs– und Versorgungsgebäude und Wachhäuser.

Alfred Nobel

Die erste Station des Rundganges informiert für Alfred Nobel, die Ausstellung wurde schön gestaltet, leider sind die Texte nur auf Polnisch. Der Geschichte von dem berühmten Chemiker ist auf Wikipedia nachzulesen, bekannt wurde er durch die Herstellung und der sicheren Zündung von Nitroglycerin, als Erfinder von dem Sprengstoff „Dynamit“ und natürlich als Stifter und Namensgeber des Nobelpreises.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel

Glyzerin

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Herstellung Sprengstoffe wie Glyzerin
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Herstellung Sprengstoffe wie Glyzerin

Die Herstellung von Glyzerin wird im nächsten Abschnitt gezeigt, da die Texte nur auf Polnisch verfügbar sind muss man sich auch hier wieder zum Beispiel auf Wikipedia informierten. Das Thema ist natürlich sehr komplex und man kann höchstens den groben Zusammenhang verstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin

Dokumentation

Die Verträge, Zeichnungen und die Geschichte der Fabrikanlage sind im nächsten Abschnitt zu sehen. Die Unterlagen sind natürlich alle auf Deutsch und somit lesbar, die Entscheidungswege waren kurz und Anweisungen wurden schnell umgesetzt. Der Leiter der DAG Bromberg war der Chemiker Adolf Kämpf, er sollte das Werk zum größten der DAG ausbauen. Die Massenproduktion von Schießpulver wurde im Juli 1942 aufgenommen und systematisch gesteigert, 1944 wurden insgesamt 13 700 Tonnen hergestellt. Die Produktion von Nitrocellulose wurde erst 1943 aufgenommen, später 1944 wurde Trinitrotoluol hergestellt und erst im Januar 1945 Nitroglyzerin.

Fertigungsanlage

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Fertigungsanlage mit typischen Fenstern
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Fertigungsanlage mit typischen Fenstern

Der Hauptgrund viele kleine Gebäude zu bauen war die natürliche Gefährlichkeit der Chemikalien, die großen Fensterflächen sollten im Falle einer Explosion bersten damit die Druckwelle nach außen gelangte und keinen großen Schaden an der Anlage selbst verursachte. Die Rohrleitungen, Kessel und Armaturen wurden entweder bei der Aufgabe der Anlage oder durch die sowjetischen Besatzer zerstört. Die Kombination mit Schwarz Weiß Fotografien und den verbliebenen Originalanlagen ist perfekt, man bekommt so einen Eindruck der Produtkionsstätte.

Gebäude

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Gebäude Beton– und Backsteinbauweise
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Gebäude Beton– und Backsteinbauweise

Der Rundgang führte nach außen auf das Gelände, auf einer Karte sah man den bisher zurückgelegten Weg und die weiteren Stationen des Rundganges. Es ging weiter in einen Tunnel und man gelangte zu dem Gebäude mit drei Etagen, es ist eine Kombination aus Beton und Backsteinbauweise, die Flachdächer sind wie bei fast allen Gebäuden zur besseren Tarnung begrünt. Die Ausstellung in dem Gebäude zeigte verschiedenen Waffen und Informtionen über den Zweiten Weltkrieg.

Tarnung

Eine Scheinfabrik wurde in 2 bis 3 km Entfernung vom eigentlichen Werk entfernt noch in der ersten Hälfte des Jahres 1944 gebaut, sie sollte die feindliche Aufklärung täuschen.

DAG Werke

Das nächste Gebäude informierte über andere DAG Werke im Deutschen Reich, das DAG Werk in Krzystkowice war mit einer Fläche von 35 km² noch größer als dieses hier in Bromberg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamit_Nobel

Arbeiter

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Arbeiterunterkünfte
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Arbeiterunterkünfte

Es gab verschiedene Gruppen von Arbeitern, die Hauptgruppe waren zu 50 % Polen, gefolgt von deutschen Facharbeitern aus dem Reich, Kriegsgefangene aus Russland und weiteren Ländern und Mitgliedern des RAD Reichsarbeitsdienst. Das RAD Lager und das Arbeitserziehungslager befanden sich auf dem Gelände der Fabrik, Ende 1944 gab es über achtzehn Lager. Es gab insgeasamt circa 30 000 bis 40 000 Arbeiter auf dem Gelände, davon 10 000 in der direkten Produktion.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsarbeitsdienst

Sabotage und Spionage

Die größte Gefahr für die Fabrik ging von den Arbeitern aus, die Polen, die im Werk arbeiteten waren an umfangreichen Untergrund– und Sabotageaktivitäten beteiligt. Es wurden Bau– und Produktionspläne weitergegeben und natürlich auch die Produktion selbst beschädigt.

Fabrikgebäude

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Fabrikgebäude aus Beton
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Fabrikgebäude aus Beton

Der Rundgang ging entlang der Fabrikgebäude weiter, diese Bau aus Beton ist im Prinzip perfekt erhalten, der Stahlbeton wird wohl noch hunderte von Jahren überdauern. Die Tarnung im Wald ist beeindruckend, zur damaligen Zeit von der Luft vermutlich „unsichtbar“.

Eisenbahn

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Verladung auf Eisenbahnwagen
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Verladung auf Eisenbahnwagen

Die hergestellten Sprengstoffen wurden gelagert und dann auf die Eisenbahn verladen, allein auf dem Gelände gab es 40 Kilometer Schienenwege. Die selbstgeführte Tour endete hier und man gab die RFID Karte im Lagerhaus ab.

Ruinen

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Bydgoszcz – Bromberg, Polen, Ruinen auf dem Rückweg
Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft, Ruinen auf dem Rückweg

Der Rückweg zum Museum ist 800 m lang, er führt über den Weg den man mit dem Auto bei der Anreise zurückgelegt hat. Es gibt im Wald auf der linken Seite frei zugängliche Ruinen (betreten natürlich verboten), die Gebäude sind noch so wie sie 1945 verlassen wurden. Die letzten Kämpfe der Wehrmacht waren in Bromberg zwischen den 24. und 26. Januar 1945. Einer der letzten der die Anlage verließ war der Direktor Adolf Kämpf, die deutschen Arbeiter wurden evakuiert und die Anlage teilweise zerstört.

Schießstand

Der ASG Schießstand ermöglicht es nach Absprache mit verschiedenen Nachbildungen von Gewehren mit 6 mm Plastikmunition zu schießen. Eine Beschreibung findet sich auf der Website unter „Visiting with +“.

Kontakt


Telefon +48 883 366 056
e–mail exploseum@muzeum.bydgoszcz.pl

Adresse

Exploseum - Dynamit Aktien Gesellschaft
ul. Alfreda Nobla
85-174 Bydgoszcz – Bromberg
Polen

Internet

https://muzeum.bydgoszcz.pl

Fazit

Der Rundgang dauerte gut zwei Stunden und man hat gerade einmal 1 % des Fabrikgeländes erkundet, es fällt schwer die tatsächliche Größe einzuschätzen. Das Museum wurde bis auf die fehlenden Texte auf Deutsch oder Englisch sehr gut gestaltet, vielleicht kann ein Audio Guide in Zukunft Abhilfe schaffen. Man ist auch so erst einmal überwältigt, ich kann einen Besuch auf jeden Fall empfehlen.