Wizernes |
V-2 Stellung Schotterwerk Nordwest |
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+ sehr gut erhalten, Atmosphäre, Ausstellung, sehr guter Audio Guide, Informationen vor Ort auf Deutsch, Eintrittspreis – Website nicht auf Deutsch Die geplante „V-2 Stellung Schotterwerk Nordwest“ in Wizernes stammt aus dem zweiten Weltkrieg, die Anlage auch als Bauvorhaben 21 bekannt war kurz vor der Fertigstellung und ist weiten Teilen komplett erhalten. Die Kuppel mit 71 Meter Durchmesser und 5 Meter Deckenstärke aus Beton gab dem heutigen Museum den Namen „La Coupole“ nennen die Franzosen diesen Dokumentationszentum. Ich hatte die unterirdische Anlange im Juli 2021 besichtigt und hoffe meine Eindrücke sind bei der Planung eines Besuches hilfreich. InformationDie offizielle Website von La Coupole Centre d’Histoire Planetarium 3 D ist auf Französisch, Englisch und Niederländisch verfügbar, eine deutsche Sprachversion gibt es leider nicht. Die Informationen sind übersichtlich gestaltet und leicht zu finden. Das Dokumentationszentrum wurde 1997 eröffnet, man erfährt alles über die Geschichte der Anlage, der Besatzung Frankreichs und der weiteren Entwicklung der Raketentechnik. Ein 3-D Planetarium (im Juli 2021 geschlossen) zeigt die Weiterentwicklung der V-2, der Vorfahre aller modernen Raketen, bis hin zur heutigen Weltraumtechnik.Ein Faltblatt auf Deutsch bekommt man zusammen mit der Eintrittskarte, der Rundgang ist mit einer Skizze und Text beschrieben. Man geht durch den Eisenbahntunnel weiter zu einem Aufzug, der bringt einen direkt unter die Kuppel. Die Ausstellung dort unterteilt sich auf zwei Ebenen. Rundgang „Leben unter der Besatzung“ – Die Invasion, die Besatzung, Kolloboration, Verfolgung, Widerstand, Repressionen, Befreiung, Deportation und Völkermord – Film „Nord-Pas-de-Calais in deutscher Hand 1940 – 1945 Rundgang „Die Geheimwaffen“ – Peenemünde und die A4/V2 Rakete, V-1 in Peenemünde und Los Alamos, Dora, V-1 und V-2 Abschüsse auf London und Antwerpen, Erbe von Peenemünde und die Eroberung des Weltraums 1945 bis 1969 – Film „Die neuen deutschen Waffen“ LageV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Eingang zur Ausstellung La Coupole Rue du Mont-á-Car (D210), 62570 Helfaut, Frankreich Der Bunker befindet sich im Landesinneren im Norden von Frankreich, in etwa in einem Dreieck von Calais im Westen, Dünkirchen / Dunkerque im Osten und Saint-Omer im Süden. Die Lage zwischen den Orten Helfaut und Wizernes war mit dem Berg in der sonst eher flachen Landschaft ideal, auch die Bahnverbindung und der Kanal waren gut um Nachschub an Baumaterialen und später die geplante Lieferung der V-2 Raketen aus Deutschland sicherzustellen. Anreise mit dem MietwagenDie Anreise mit dem Auto oder Motorrad ist denkbar einfach, man konnte das Sonderziel „La Coupole Centre d’Historie et Planetarium 3D“ in das Navigationsgerät eingegeben, das Mio™ Pilot 15 LM GPS Auto Navigation hatte das Sonderziel gespeichert. Die Anschrift mit Postleitzahl reicht alternativ, die Ausschilderung vor Ort ist vorbildlich. Der Bunker liegt in einem Waldgebiet etwas außerhalb des Dorfes an der D-210, es gibt direkt auf dem Gelände einen großen und kostenlosen Parkplatz.PreisV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Ausstellung, Kasse und Ausgabe Audioguide 10,50 € hatte ich im Juli 2021 mit Bargeld bezahlt, Kinder 7 bis 12 Jahre zahlen reduziert 7,50 €. ÖffnungszeitenDie Öffnungszeiten sind während des Jahres unterschiedlich, im Winterhalbjahr von September bis März 9:00 Uhr – 17:30 Uhr, von April bis Juni 9:00 Uhr – 18:00 Uhr und im Sommer im Juli und August 9:00 Uhr – 19:00 Uhr. Es ist täglichen geöffnet, geschlossen ist nur am 25. Dezember und am 1. Januar.KleidungEs ist in den unterirdischen Tunnel kalt und feucht, es empfiehlt sich warme Kleidung.Audio GuideDer Audio Guide ist völlig kostenlos, man bekommt einen Infrarot-Kopfhörer der in den Sprachen Französisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch an den einzelnen Stationen gute Informationen gibt. Die Technik ist perfekt, denn man braucht nicht einmal eine Taste zu drücken, das Gerät erkennt automatisch wo man sich befindet.ModellV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Modell der geplanten Anlage Das Modell befindet sich in der Eingangshalle, es zeigt den wichtigsten Abschnitt der geplanten Anlage. Die Eisenbahnlinie im Vordergrund und der Tunnel wurde teilweise fertiggestellt, auch die Nebenstollen die als Lager dienen sollten. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 71 Metern und eine Deckenstärke von 5 Metern, sie wurde fertiggestellt und ist heute erhalten. Der Bereich darunter hätte einen Durchmesser von 41 Metern und eine Höhe von 33 Metern gehabt. Die V-2 Raketen wären hier von der horizontalen Transportposition mit einem Kran senkrecht angehoben, auf den beweglichen Starttisch gestellt, befüllt und nach außen zum Start transportiert worden. PlanungDie Anlage war ursprünglich als Lager konzipiert, sie sollte nach Planungen im September 1943 aber die V2 Stellung Kraftwerk Nord-West in der Nähe ersetzen. Das Ausbau des Berges mit unterirdischen Tunneln insgesamt mit 7 Kilometern Länge, Werkstätten, Lagerräumen für 500 V-2, Treibstofflagern, Kompressoren für die Herstellung von flüssigen Sauerstoff, Unterkünfte für Soldaten und einem Krankenhaus war ambitioniert.BauzeitV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Eingang Eisenbahntunnel und Blick auf die Kuppel Das Informationszentrum verläßt man Richtung Eingang Eisenbahntunnel, die Schienen wurden entfernt um den Gang sicher zu machen, ansonsten ist die Anlage so weit es geht im Original erhalten. Die Kuppel und der Turm der Entlüftung ist auf dem Rundgang nur von hier aus zu sehen. Der Turm hat eher die Form eines Würfels, die gefährlichen Gase hätten hier im Notfall nach außen geleitet werden können, er hielt allen Luftangriffen stand. Der Bau vom Projekt Bauvorhaben 21 begann im November 1943 und endete nach nur 9 Monaten im Juli 1944. Die Fertigstellung war wegen der Luftangriffe und der Landung der Alliierten in der Normandie aufgegeben worden. BauarbeitenDie Bauarbeiten wurden zum größten Teil circa 60 % von deutschen Bergarbeitern und anderen Facharbeitern durchgeführt, andere Arbeiter waren Franzosen im Arbeitsdienst Service du travail obligatoire (STO) und russische Kriegsgefangene. Es wurden unter der Leitung von der Philipp Holzman A.G. und der Grossdeutsche Schachtbau and Tiefbohr GmbH 1100 bis 1400 Männer in drei Schichten täglich eingesetzt.BergbauDer Bergbau im Kreidegestein ging wohl verhältnismäßig leicht, man sieht in den Seitenstollen und in dem geplanten Bereich unter der Kuppel das Gestein. Die Bergarbeiter bauten bei einem Stollen den Bereich der späteren Wände und Decke ab, brachten die Verschalung an und gossen es mit Beton aus. Das Gestein im späteren Tunnel wurde danach herausgebrochen. Das Verfahren wurde leider nicht genauer beschrieben, oder ich hatte es nicht gefunden, jedenfalls ist es anders als wie sonst wie damals üblich Löcher zu bohren und Sprengladungen einzubringen.Bau der KuppelDie Kuppel mit einen Durchmesser von 71 Metern und eine Deckenstärke von 5 Metern wurde mit Hilfe von einer Schalung auf einem Berg von aufgeschütteten Material gebaut. Die mehreren Schichten ergaben dann 5 Meter Deckenstärke, nach dem Trocknen konnte das Material unterhalb der Kuppel entfernt werden und der Bergbau darunter beginnen. Das Gewicht von 55 000 Tonnen der Kuppel war während des Baus somit überhaupt kein technisches Problem.EisenbahntunnelV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Eisenbahntunnel ohne Gleise Die Gleise im Tunnel „Ida“ wären mit der Ost und West Hauptlinie verbunden worden, die Züge hätten die V-2 Raketen abladen können und ohne zurücksetzen direkt weiterfahren können. Die Lager für die bis zu 500 V-2 Raketen wären mit Schienen zu erreichen, von den Lagern wären die Raketen wieder unterhalb der Kuppel transportiert und auf den Abschuss vorbereitet worden. Der Tunnel mit einigen Seitenstollen wurde nicht vollständig fertiggestellt. StromversorgungV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Stromgenerator im Seitenstollen Der Stromgenerator in einem Seitenstollen hätte vielleicht für die normale Beleuchtung ausgereicht, die Kompressoren für die Herstellung von flüssigen Suaerstoff hätten eine Stromversorgung von außen benötigt. AusstellungV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Bereich unter der Kuppel mit V-2 Die Ausstellung unter der Kuppel zeigt die V-2 Rakete und mit ausführlichen Beschreibungen und diversen Videovorführungen erfährt man alles über die Geschichte. Die V-2 Rakete hat ein Startgewicht von 12,5 Tonnen, ist 14 Meter lang und wird mit flüssigen Sauerstoff und Ethanol angetrieben. Die Reichweite betrug bis zu 320 Kilometer. Die Flugbahn der eigentlich A4 benannten Rakete ist auf einem Schaubild dargestellt, die Flugzeit lag unter 5 Minuten und aufgrund der hohen Geschwindigkeit gab es keine Abwehrmöglichkeit. Die elekromechanische Steuerung mit zwei Kreiselinstrumenten und einer Zeitschaltuhr völlig ohne Computer war zu der Zeit technisch beeindruckend. https://de.wikipedia.org/wiki/Aggregat_4#Einsatz Flüssiger SauerstoffDie Produktion von flüssigen Sauerstoff wurde mit Kompressoren geplant, eine installierte Anlage wurde aber wieder abgebaut und nach Deutschland verbracht. Eine V-2 Rakete benötigt 4,7 Tonnen flüssigen Sauerstoff, geplant wurde mit 5 Tonnen pro Rakete um Verluste auszugleichen. Die Siedetemperatur bei normalen Druck liegt bei minus 183° Celsius, ein Liter Flüssigsauerstoff entspricht einer Gasmenge von 853 Litern. Die Herstellung und Lagerung von Flüssigsauerstoff ist wie man sich auch als Laie vorstellen kann gefährlich.https://de.wikipedia.org/wiki/Flüssigsauerstoff AbschussrampenDie beiden Wege und Tore zu den Abschussrampen die im Norden Gustav und im Süden Gretchen benannt wurden kann man nur am Modell sehen. Die bombensicheren Türen wären jeweils 17 Meter hoch gewesen und mit Stahl und Beton gefüllt worden. Die vier Meter breiten Wege wären in Form eines Y angelegt worden. Es sollten von hier täglich 40 bis 50 V-2 in das nur 190 Kilometer entfernte London abgeschossen werden sollen. Eine geplante „Amerika Rakete“ A10 wäre die erste interkontinental Rakete gewesen und hätte Dank doppelter Größe im Verhältnis zur V-2 von hier aus New York erreichen können.FeuerleitstandDie V-2 konnte ohne Steuerung von außen ihr Ziel erreichen, um die Zeilgenauigkeit zu verbessern wurde in Roquetoire das „Umspannwerk C“ gebaut. Der Feuerleitstand hätte mit einem „Leitstrahl“ die Kurskorrekturen vornehmen können.Produktion V-2V-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Bau der V-2 im Konzentrationslager Mittelbau-Dora Die V-2 wurde im Konzentrationslager Mittelbau-Dora in Deutschland produziert, die Ausstellung beschreibt die Umstände und zeigt Fotos. https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mittelbau-Dora BombardierungDie Anlage wurde im August 1943 von der RAF Royal Air Force entdeckt da erste Gleisanlage aus der Luft sichtbar wurden. Die Bauarbeiten vom Abschussbunker begannen aber erst im November 1943. Die Bombenangriffe im Juni und Juli 1944 zerstörten trotz Einsatz der Tallboy nicht die Kuppel aber die gesamte Umgebung glich einer Kraterlandschaft. Die Alliierten USAAF und RAF flogen 16 Luftangriffe mit 811 Flugzeugen und warfen 4260 Tonnen an Bomben ab. Es wurden 55 Zivilisten in Helfault getötet.Einstellung BauarbeitenDie Bauarbeiten mussten nach den Angriffen im Juli 1944 eingestellt werden, es wurde niemals eine V-2 von der Anlage gestartet.AndenkenV-2 Stellung Schotterwerk Nordwest, Bücher, DVD und Modelle im Andenken Ladengeschäft Der Rundgang durch die Ausstellung und die Anlage dauert gut 3 Stunden, man kann in einer Cafeteria zu normalen Preisen etwas essen oder trinken und danach im Ladengeschäft Bücher, DVD, Spiele oder Modelle kaufen. V-3 Stellung WieseDie V-3 Stellung Wiese oder Bauwerk 771 befindet sich in der Nähe von Landrethun-le-Nord im Naturschutzgebiet Mimoyecques. Die auch „The London Gun“ genannte Anlage wurde vom Frühjahr 1943 bis Sommer 1944 errichtet um unterirdisch aus fünf Schießschächten mit je fünf Superkanonen Granaten Richtung London abzufeuern. Das Stollennetz ist seit 2010 nach einer Renovierung wieder zu besichtigen.http://mimoyecques.fr KontaktTelefon +33 3 21 12 27 27Telefax +33 3 21 39 21 45 e–mail lacoupole@lacoupole.com AdresseMusée Bunker – La CoupoleCentre d’Histoire et Planétarium 3D Rue André Clabaux 62570 Wizernes Frankreich Internethttps://lacoupole-france.comFazitDas erste unterirdische Raketensilo hätte den Krieg entscheiden können, die große Anzahl der geplanten Angriffe mit V-2 Raketen auf London und Umgebung hätte Großbritannien zur Kapitulation zwingen können. Die geschützte Abschussanlage wurde nie fertiggestellt und somit wurde auch nie eine V-2 von dieser Basis gestartet. Der gesamte Komplex ist beeindruckend und zeigt den Größenwahn und die technische Leistungsfähigkeit des dritten Reichs. |