Neuville-sur-Margival

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung

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Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich
+ Atmosphäre, gute Führung auf Französisch, teilweise sehr gut erhalten, imposante Bunker, Geschichte, kostenlose Parkplätze, Eintritt Spende
– kaum Informationen auf Deutsch, Website nur auf Französisch

Das ehemalige Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 in Neuville-sur-Margival wurde zwischen 1942 und 1944 unter der Aufsicht von Organisation Todt in nur 18 Monaten gebaut. Das Gebiet war mit Sperrzone 90 km² groß, hatte 475 Stahlbetonbunkern, einen Eisenbahntunnel, Fernmeldeeinrichtungen und war eigentlich für die geplante Invasion Englands errichtet. Das Gelände ist heute frei zugänglich, der Aisne Club 44 bietet eine Führung durch Bunker für das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und weitere. Ich hatte diese fast unzerstörbare Anlage im Juni 2023 besichtigt und hoffe die Tipps und Hinweise dazu sind hilfreich.

Informationen

Das Gelände ist praktisch täglich frei zugänglich, der Aisne Club 44 bietet eine Führung durch den Bunker des Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und weitere an. Dieser Bericht beschreibt die Teilnahme an der Führung und was man im Museum von dem Club sehen kann. Die Website vom Aisne Club 44 ist praktisch nur auf Französisch verfügbar. Es gibt unter „Visiter le Camp de Margival“ zwei große JPG Dateien mit den wesentlichen Informationen zum Besuch auch auf Englisch, es ist ratsam sich die auszudrucken.

Lage

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, 11 Rue du Camp, 02880 Neuville-sur-Margival, Frankreich
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, 11 Rue du Camp, 02880 Neuville-sur-Margival, Frankreich

Die Wolfsschlucht 2 befindet sich im Norden Frankreichs zwischen den Städten Soissons und Laon. Das Gebiet des Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 war mit Sperrzone rund 90 km² groß. Das Gebiet im Umkreis besteht aus einer hügeligen Landschaft mit Feldern und Wäldern und von weitem ist hier nichts zu sehen, der Name Schlucht passt hier perfekt denn es handelt sich um ein schmales Tal das als natürliche Tarnung dient. Die OpenStreetMap zeigt den Standort als Sonderziel „Wolfsschlucht 2 (départ de la visite)“ an.
https://www.openstreetmap.org

Anreise mit dem Mietwagen

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Einfahrt Gelände
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Einfahrt Gelände

Die Anreise mit dem Mietwagen ist einfach, das TomTom START 52 Europe 45 Länder Navigationsgerät stürzte bei der Suche Sonderziel wiederholt ab, die Eingabe mit Postleitzahl 02880 und Straße Rue du Camp und Hausnummer 11 funktionierte problemlos. Es gibt zwei Zufahrten auf das Gelände, zum Aisne Club 44 empfiehlt sich die von Norden. Man biegt von der N-2 Ausfahrt Laffaux auf die D-26 ab und dann erneut auf die D-537, dieser kleine Landstraße folgt man bis man das Schild sieht, dort biegt man links ab und folgt der Straße bis zum Bunker 2 den man ebenfalls auf der linken Seite sieht. Man kann direkt vor dem Bunker kostenlos parken.

Preis

Eine Spende für den Verein wird erwartet, ich hatte nach der Führung 10,– € in die Spendenkiste im Museum eingeworfen.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten von dem Museum sind Mittwoch, Samstag und Sonntag von 10:00 Uhr – 19:00 Uhr, die Führung war am Mittwoch um 14:00 Uhr. Ich würde empfehlen die Zeiten und einen Termin für eine Führung vorher anzufragen.

Bunker 2 Zucarello

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Bunker 2 Oberkommando der Wehrmacht (OKW)
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Bunker 2 Oberkommando der Wehrmacht (OKW)

Die Führung beginnt vor dem Bunker 2 Zucarello, er ist der größte der vielen Bunker auf dem Gelände. Die 110 Meter lange Front mit den Fenstern läßt nicht auf einen Bunker schließen, dahinter waren die normalen Büros der Wehrmacht Offiziere, Unterkünfte, Krankenstationen, Reparaturwerkstätten und mehr untergebracht. Der eigentliche Bunker beginnt im hinteren Teil von dem Gebäude. Das Personal hätte im Falle eines Luftangriffs hier bei gut 4 Meter Wand– und Deckenstärke fast perfekten Schutz gefunden. Es gab auf dem Dach auch Flak Geschütze. Der Bunker verfügte über mehr als 600 Telefonleitungen, darunter eine Direktleitung nach Berlin. Der Bunker wurde vom 15. August 1944 bis 27. August 1944 vom Generalfeldmarschall Walter Model und General Hans Speidel genutzt. Es wurde eine Strategie um die Alliierten an der Überquerung der Seine zu hindern geplant. Die Wehrmacht hatte die gesamte Anlage am 27. August verlassen und schon einen Tag später konnten die US Amerikaner kampflos einziehen und besetzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oberkommando_der_Wehrmacht

Nutzung durch US Armee bis 1946

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Büro Nutzung der US Armee bis 1946
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Bunker 2 Büro Nutzung der US Armee bis 1946

Die US Armee nutze das Gelände und die Bunker vom 28. August 1944 bis 1946, hier ein Raum wie ihn die 3rd Armored Division vermutlich genutzt hatte. Die Räume waren an dem warmen Sommertag angehmen kühl und nicht wie sonst üblich bei Bunkern unangenehm kalt.

Flur

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Gang zwischen Bunker und Büro
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Gang zwischen Bunker und Büro

Es gibt einen langen Flur längs der Büroräume, die Führung ging aber erst einmal weiter zur Schleuse und dem Bunkerbereich.

Schleuse

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Schleusen zum Bunker
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Schleusen zum Bunker

Die beiden massiven Türen der Schleuse zum Bunkern sind noch recht gut erhalten. Es finden sich auch noch oft Hinweise auf den Wänden wie „ist Ansaugleitung 1 verschüttet Ventil schliessen“. Der Bunker hat dann wieder die übliche Temperatur von circa 15° Celsius, es gibt einen langen Gang von den auf den beiden Seiten Türen in die Räume führen. Die Luftfeuchtigkeit schlägt sich an Wänden und Decken nieder, die Decken sind rostig, mit der gedämpften Beleuchtung gibt es eine eigenartige Atmosphäre.

Technik

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Lüftungsanlage mit Filtern
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Lüftungsanlage mit Filtern

Die Technik wurde nicht bewusst zerstört, einiges ist noch im Original vorhanden, hier der Raum mit der Luftansaugung und Filteranlage. Es gab doppelte Übertragungsanlagen für Fernsprecher, mehrfache Stromversorgung, das Gasfiltersystem, fließendes Wasser, Abwassersystem und eine Zentralheizung. Der Bunker wäre im Falle eines Angriffs voll funktionsfähig und autark. Die Führung ging jetzt außerhalb vom Bunker 2 weiter Richtung den Fermeldebunker den man nach gut 100 Meter erreicht.

R621SK Fernmelde / Funker Bunker

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Fernmeldebunker
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Fernmeldebunker

Der Fernmelde / Funker Bunker R621SK wurde wieder in den Originalzustand versetzt, unspektakulär gab es außen ein WC Raum mit dem Original Waschbecken und WC, darauf wies der nette französich sprechende Führer extra hin. Der Eingang zum Bunker ist ebenfalls gegen Gasangriffe gesichert, innen sieht man die Sicherungskästen mit den Stromleitungen die natürlich auf dem Beton verlaufen, alles sei noch original. Die Unterkünfte der Soldaten wurden eingerichtet mit den typischen Betten, einen Tisch, Holzstühlen und Utensilien wie Weinflaschen, Zeitungen, Feldpostbriefen, Büchern und Spielen.

R621SK Fernmelde / Funker Bunker

Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Frankreich, Fernmelde Soldaten und Geräte
Führerhauptquartier Wolfsschlucht 2 Führung, Neuville-sur-Margival, Fernmelde Soldaten und Geräte

Die Nachrichtentruppe hatte hier vermutlich die modernsten Geräte zu der Zeit verfügbar. Eine Antenne konnte per Hand ausgefahren werden, natürlich gab es Strom im Notfall auch aus Batterien. Die Einrichtung scheint mir sehr detailgetreu zu sein.

Wasserpumpwerk

Die nächste Station der Führung war das kleine Wasserpumpwerk welches sich neben dem Fernmelde / Funker Bunker befindet. Das Wasser wurde aus unterschiedlichen Quellen zu den Gebäuden gepumpt, die Rohre führen bis zum Dorf.

Bunker 2 Zucarello

Die Führung ging wieder zurück zum Bunker 2 Zucarello, dort dann entlang der Bürozeile. Es gab hier eine Krankenstation, die ausgestatteten Büros der Wehrmacht, Treibstofflager mit Fässern und Handpumpen, Fahrrädern, eine Schlosserwerkstatt, eine Küche aus der US Zeit bis 1946, ein Büro aus der Zeit 1946 - 1950 wo hier das „Centre du Regeoupement du Personnel Féminin de l’Armée de Terre“ untergebracht war. Die Räume waren alle eingerichtet und vermitteln einen guten Eindruck wie es in der Zeit hier ausgesehen hat.

Museum

Die Führung endete dann im Museum, hier gab es neben einem Wachhäuschen mit einem deutschen Soldaten vor allem Ausstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg wo die Franzosen, USA und NATO diese Anlagen nutzten. Es gab noch viele Originalausrüstungsgegenstände zu sehen,

Führung

Die Führung wurde von einem vermutlich über 70 Jahre alten Franzosen auf Französisch gemacht, ich kann nur sehr wenige Wörter verstehen, mit besseren Sprachkenntnisse wäre es noch interessanter. Die 50 Minuten lange Tour durch die Bunker war aber lohnenswert, ich hatte auch noch Glück der Einzigste Teilnehmer zu sein, sehr exklusiver Gang über einen winzigen Teil der Anlage.

Kontakt

Telefon +33 761 5100 03
Telefax +33
e–mail aisneclub44@orange.fr

Adresse

Aisne Club 44
11 Rue du Camp
02880 Neuville-sur-Margival
Frankreich

Internet

https://aisne-club-44.jimdofree.com

Fazit

Das Gelände der Wolfsschlucht II hatte ich einen Tag vor der Führung teilweise erkundet und das kann ich auch jedem nur so empfehlen, man muss erst einmal einen Eindruck bekommen wie groß es ist. Die Führung auf französisch war sehr liebevoll, der nette Mann gab sich Mühe und da ja noch einiges auf Deusch im Original zu lesen war kann man problemlos folgen. Die Tour durch die beiden Bunker ist sehr empfehlenswert, eine gute Vorbereitung ist aber notwendig.