Köln

Ford Werke, Besucherzentrum

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Ford Werke, Köln, Deutschland
+ ausführliche Besichtigungstour (Anmeldung erforderlich), einfach mit der Bahn zu erreichen, Preis, Informationen, Online Anmeldung
– fotografieren verboten (verständlicherweise)

Die Ford Werke in Köln Niehl wurden 1931 von Konrad Adenauer und Henry Ford gegründet. Der US amerikanische Automobilhersteller beschäftigtete 2009 noch 17 300 Mitarbeiter an dem Standort. Es wurden hier günstige Verbrennerfahrzeuge wie der Ford Fiesta produziert, die Jahresproduktion konnte bis zu 400 000 Autos betragen. Auf der Besichtigungstour bekam man einen Großteil der Produktion gezeigt, auch wer sich nicht besonders für Autos interessiert bekam hier interessante Eindrücke. Neben der eigentlichen Führung gab es noch weitere Ausstellungen und Informationen zur Geschichte des Ford Werkes. Ich hoffe meine Eindrücke und Tipps vom August 2009 sind hilfreich und machen Lust auf einen Besuch dieser Autoproduktionsstätte.

Informationen 2024

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen existiert kaum, die Produktion vom Ford Explorer musste teilweise eingestellt werden, 2000 Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Das Unternehmen kündigte im November 2024 an bis 2027 in Europa 4000 Arbeitsplätze abzubauen, allein in Köln sollen 2900 Stellen wegfallen. Es gab im Jahr 2024 noch circa 12 000 Mitarbeiter bei Ford in Köln, der Strukturwandel in der Autoindustrie ist kaum aufzuhalten. Es gab 2009 noch 17 300 Mitarbeiter an dem Standort, der Stellenabbau schreitet ständig voran.

Informationen 2022

Das Werk wurde 2021 und 2022 mit zwei Milliarden US Dollar / 1832 Millionen Euro modernisiert und auf die angebliche Zukunft der Elektromobilität umgestellt. Es sind zwei Elektromodelle geplant die beide auf den VW Baukasten basieren, das erste soll schon 2023 verkauft werden, das zweite im Jahr 2024.

Informationen 2019

Der Ford Konzern hat in Europa Überkapazitäten, es werden in Europa Werke geschlossen oder die Anzahl der Mitarbeiter reduziert, das war der Presse im Ende Juni 2019 zu entnehmen. Das Werk in Köln könnte nach einem Abbau von 3200 Arbeitsplätzen aber weiterhin bestehen. Das gefertigte Modell Ford Fiesta wird von den Käufern nicht besonders nachgefragt, außerdem dürften die Kosten an dem Standort in Vergleich zu anderen in der EU zu hoch sein. Eine Chance könnte in der Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen liegen.

Anmeldung

Im Juni 2009 hatte ich einen Termin für August 2009 machen können, das ging sehr einfach indem man eine e–mail an den Besucherdienst schickt. Alternativ konnte man auch per Telefon oder Telefax die Reservierung machen. Die Unterlagen wurden einem per Briefpost zugeschickt und der Betrag musste im Vorfeld überwiesen werden.

Preis

10,– € für Erwachsene und 7,– € für Kinder, Jugendliche bis 18 Jahren, Studenten, Auszubildene und Schwerbehinderte.

Lage

Ford Werke Köln, Deutschland, Eingang Tor 3
Ford Werke Köln, Deutschland, Eingang Tor 3

Das Werk liegt nördlich vom Stadtzentrum Köln in der Ortschaft Niehl direkt am Rhein. Dieses Bild habe ich von außen gemacht und ist auch das einzigste, auf dem Gelände selber darf verständlicherweise nicht fotografiert werden. Die Open Street Map hat das Sonderziel „Ford-Werke Köln-Niehl“ mit vielen Details eingetragen.
https://www.openstreetmap.org

Anreise

Die Anreise geht am einfachsten mit dem Flugzeug und dem öffentlichen Nahverkehr. Ich hatte bei TUIfly den Hin– und Rückflug von Berlin für nur 39,98 € bekommen und am Flughafen eine Tageskarte für 6,90 € am Automaten gekauft. Vom Flughafen geht es mit der S– Bahn bis zum Hansaring, dort steigt man in die U Bahn Linie 12 Richtung „Merkenich“ um und fährt bis zur Station „Geestemünder Straße“. Nur zur Anmerkung: es gibt auch eine Linie 12 die nur bis zur Station Niehl fährt und dort wendet, das ist leider eine Station vor der „Geestemünder Straße“. Von der Haltestelle geht es dann zu Fuß ein paar hundert Meter zum Werk Tor 3. Wenn man mit dem Auto anreist findet man kostenlose Parkplätze.

Tour

Die Führung fand in der Woche immer Montags bis Freitags um 9:30 Uhr und 13:00 Uhr statt und dauerte gut zwei Stunden, in den Werksferien und an arbeitsfreien Tagen natürlich nicht. Wenn man am Tor ankommt meldet man sich kurz beim Pförtner, der vergleicht den Namen auf der Liste, eine weitere Kontrolle findet nicht statt. Die Besucherliste gibt man dem Leiter der Tour, das war es schon an Formularitäten. Die Tour beginnt mit einer kurzen Einleitung in einem Warteraum und geht mit einer kleinen Trolleybahn zum Videovorführraum. Die Trolleybahn besteht aus Kabinen und pro Wagen haben gut 8 Personen Platz, da es Lautsprecher gibt bekommt man so alles von den Erläuterungen mit. Ein Nachteil ist natürlich das man nicht so nah dran ist, immerhin an ein paar Punkten im Werk steigt man aus und sieht die Montage vom nahen.

Vorführraum / Ausstellung

Der erste Stopp war der Vorführraum mit einer kleinen Ausstellung, hier standen vier Oldtimer Modelle, die Tin Lizzie das erste Ford Auto was auch in Deutschland montiert wurde. Von 1925 bis 1927 wurden 3771 Autos in Berlin am Westhafen montiert. Das Ford Modell Köln Typ Y wurde von 1932 bis 1936 in Köln gebaut. Der Ford Taunus 17M von 1957 bis 1960. Das erste „Auto“ von Ford das Quadricycle stand als Nachbau in der Ausstellung. Eine Designstudie namens Visos soll einen Blick in die Zukunft geben. In dem Raum gab es noch Ford Prospekte der aktuellen Modelle und Souvenirs. Kaffee und Tee standen kostenlos zur Verfügung. Der Film zeigte etwas über die Gründung des Werkes und die Auto die produziert werden.

Karosseriebau

Der erste Abschnitt der Tour ging durch den Karosseriebau, hier konnte man sehen wie Roboter die Teile der Karosserie zusammenfügen. Der Vorgang geht vollautomatisch und es baucht nur ein paar Arbeiter um die Maschinen zu kontrollieren. Es wurden die Modelle Fiesta 3 türig, Fiesta 5 türig und Fusion 5 türig gefertigt. Es ist dabei egal welches Modell gefertigt werden soll, die Anlage kann bis zu 5 verschiedene Modelle ohne das Werkzeuge getauscht werden müssen.

Ford Fiesta

Der Ford Fiesta 1,25 l Duratec Benzinmotor, Modelljahr 2011 ist ein optisch interessanter Kleinwagen und auf dem ersten Blick ein tolles Auto. Ich hatte den Wagen nur vier Tage Anfang Juni 2011 als Mietwagen in Italien und war froh ihn danach wieder bei der Hertz Station abgeben zu können, auf 739 Kilometern lernte ich die geringe Qualität dieses „Made in Germany“ Fahrzeuges kennen.

Ford Fusion

Der Ford Fusion Benziner ist ein vernünftiger Kleinwagen im relativ zeitlosen Design. Er bietet einen großen Kofferraum und erledigt kleine Transportaufgaben ohne Probleme. Leider verbraucht er im Stadtverkehr viel Superbenzin, in Zeiten ständig steigender Benzinpreise nicht mehr zeitgemäß, ich hatte ihn zum Glück nur einmal bei Sixti ausgeliehen.

Stanzen und Werkzeuge

Dananch ging es zu den Stanzen und Werkzeugen der Stanzen, die aus den Blechen die Formteile herstellen. Auch hier sind alle Vorgänge bis auf wenige Handgriffe vollautomatisiert und werden von Robotern gemacht. Die tonnenschweren Stanzen / Pressen sind beeindruckend.

Stahlrolle, Zuschnitte

Im Werk werden Stahlrollen angeliefert die abgerollt werden und zu Blechen der entsprechenden Größe zugeschnitten werden.

Türen, Motorhaube und Heckklappe

In der nächsten Halle wurden auf einzelnen Fertigungsstraßen nur Türen, Motorhauben und Heckklappen produziert und an die Autos montiert. Die Pressen sind um einiges kleiner. Nach der Fertigstellung der Karosserie werden die Autos komplett lackiert. Die Lackierung selber wurde nicht gezeigt.

Lackierte Fahrzeuge

In der nächsten Halle kamen die lackierten Fahrzeuge wieder an, aber ohne Türen die wieder demontiert werden. Die Türen selber brauchen ja auch die Innenausstattung, Stromkabel, Scheiben u.s.w. und würden bei der Montage vom Innenraum nur stören.

Defekter Trolleyzug

In der Halle hatte wir das Pech oder Glück das der Trolleyzug streikte. Mir hat es ganz gut gefallen, denn es gab zusätzliche Unterhaltung in Form eines übertriebenen Einsatzes der Werksfeuerwehr, die den Zug an die Seite schaffte. Die Tour ging dann zu Fuß weiter, was auch viel besser ist denn man bekommt das Geschehen direkt mit.

Montagestrecke Innenraum

Es ging entlang einer der beiden Montagestrecken wo alle Einbauten für den Innenraum gemacht werden. Es wird in kleinen Arbeitsgruppen gearbeitet, hier ist noch alles Handarbeit. Wenn es ein Problem gibt ertönt eine Melodie und das Band läuft langsamer. Auf einer Anzeige ist das Soll pro Straße mit 945 Autos angegeben, alle 76 Sekunden ist ein Fahrzeug fertiggestellt. Die Montage von einem Auto dauert 12 Stunden und 12 Minuten. Die Jahresproduktion soll bei 400 000 Autos liegen, die Zahl ist natürlich flexibel und richtet sich nach der Nachfrage. Wenn ich von 1890 Autos pro Tag ausgehe würde es 211 Produktionstage bedeuten. Es gibt im Sommer Werksferien und auch an Feiertagen wie Rosenmontag ruht die Produktion, ansonsten geht die Fertigung in 3 Schichten 24 Stunden am Tag.

Fahrwerk und Motor

Das Fahrwerk und der Motor werden gemeinsam mit der Karosserie verbunden, dies ist wieder 100% automatisiert. In der Fertigung sind nur 4100 der gesamt 17 300 Mitarbeiter des Standortes. An einem Aussteigepunkt konnte man die verschiedenen Fiesta Modelle sehen die hier produziert wurden.

Endkontrolle

Zum Abschluss der Tour durch die Werkshallen kam man zur Endkontrolle, unter grellen Licht wurde hier die Lackierung geprüft, die Autos auf einen Prüfstand gefahren und durch eine „Waschstrasse“ gefahren um die Dichtigkeit zu prüfen. Wenn die Autos mängelfrei sind werden sie zum großen Teil auf Schiffe verladen. Der weiteste Versendungsort sollen die Fijiinseln sein, ein Großteil der Rechtslenkerfahrzeuge geht nach England.

Kontakt

Telefon +49 221 90 19991
Telefax +49 221 90 19992
e–mail dbesuche@ford.com

Adresse

Ford Werke GmbH
Besucherdienst
Henry–Ford–Straße 1
50725 Köln
Deutschland

Internet

https://www.ford.de

Fazit

Die Tour war sehr interessant, besonders durch den Defekt am Trolleyzug, vielleicht noch besser als sonst. Ich kann aber auch sonst nur jedem mal empfehlen so eine Besichtigung mitzumachen, das im Jahr 2009 aktuelle Fiesta Modell sieht sogar richtig sportlich und schick aus. Die Stadt Köln und dieses Werk gehören wirklich zusammen und ein Besuch lohnt sich wenn man in der Stadt ist. Die Geschichte der Automobilproduktion neigt sich aber durch Vorgaben der Politik langsam dem Ende, kostengünstige Verbrennerfahrzeuge sind durch CO2 Regelungen extrem teuer geworden, der Fiesta schon lange eingestellt. Die teuren Elektrofahrzeuge mit der geringen Lebensdauer durch die Lithium-Ionen Batterie, hohen Stromkosten, fehlender Ladeinfrastruktur, eingeschränkter Stromverfügbarkeit und hohen Entsorgungskosten sind Nischenprodukte und es gibt keine Stückzahlen die das Werk auslasten könnten.